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Was Eltern endlich aufhören sollten, von ihren erwachsenen Kindern zu erwarten – egal was passiert

Was Eltern endlich aufhören sollten, von ihren erwachsenen Kindern zu erwarten – egal was passiert

Irgendwann ist der Moment da: Die Kinder sind groß.

Raus aus dem Haus, rein ins eigene Leben.

Sie zahlen ihre Rechnungen selbst, haben vielleicht schon Kinder, ein Auto mit Beulen oder eine Steuerberaterin, die mehr über sie weiß als ihre Eltern. Kurz: Sie sind erwachsen.

Und genau hier fängt’s oft an zu knirschen.

Viele Eltern merken erst in dieser Phase, wie schwer es ihnen fällt, loszulassen.

Nicht im Sinne von „Ich ruf jetzt nicht mehr jeden Abend an“, sondern wirklich loslassen.

Kontrolle abgeben. Erwartungen loslassen. Akzeptieren, dass das Kind jetzt ein eigenständiger Mensch ist – mit eigenen Vorstellungen, Werten und Wegen. Klingt einfach. Ist es aber nicht.

Gerade weil Eltern über viele Jahre hinweg alles gegeben haben. Liebe, Zeit, Geld, Nerven.

Und natürlich will man da irgendwie spüren, dass es sich gelohnt hat.

Dass das Kind vielleicht Dinge übernimmt, Werte weiterträgt, Entscheidungen trifft, die einem vertraut vorkommen. Aber genau das passiert oft nicht – und das ist völlig normal.

Trotzdem verhalten sich viele Eltern so, als ob ihre erwachsenen Kinder ihnen etwas schulden.

Und das führt nicht selten zu Spannungen, Enttäuschungen und unnötigem Drama.

Hier sind sechs Dinge, die Eltern endlich aufhören sollten, von ihren erwachsenen Kindern zu erwarten – ganz egal, wie viel Mühe man sich früher gegeben hat.

1. Sie sollen so leben wie du es dir vorstellst

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Fangen wir mit dem Klassiker an: „Ich versteh nicht, warum sie nicht einfach wie wir leben.“

Vielleicht hast du dein ganzes Leben im selben Ort verbracht, ein Haus gebaut, jedes Jahr im Juli an die Adria gefahren und sonntags immer Gulasch gegessen. Schön.

Aber wenn dein Kind sich für eine andere Art zu leben entscheidet – zum Beispiel Tiny House statt Reihenhaus, Fernreisen statt Familienurlaub, oder lieber keine Kinder statt drei – dann ist das nicht automatisch eine Kritik an deinem Lebensmodell.

Es ist einfach eine andere Entscheidung.

Und ja, natürlich kann das wehtun. Manchmal fühlt es sich fast an wie ein kleiner Verrat an der eigenen Lebensleistung.

Aber in Wahrheit ist es genau das, was gute Elternschaft ausmacht: Kindern die Freiheit geben, ihr eigenes Leben zu gestalten. Auch wenn’s nicht dein Stil ist.

2. Sie sollen deine Meinung teilen

10 Anzeichen dafür, dass du als Kind übermäßig kritisiert wurdest
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Eltern tun sich oft schwer damit, wenn das eigene Kind plötzlich ganz andere Ansichten vertritt.

Sei es politisch, gesellschaftlich oder was die Kindererziehung angeht. Und plötzlich ist da diese Stimme im Kopf: „Hab ich da was falsch gemacht?“

Nein, hast du nicht.

Erwachsene Menschen bilden sich ihre Meinung aufgrund ihrer Erfahrungen – nicht weil Mama oder Papa ihnen gesagt haben, was richtig ist. Und das ist gut so.

Wenn dein Kind also plötzlich vegetarisch lebt, den Kapitalismus kritisiert oder sich weigert, deine religiösen Überzeugungen zu übernehmen, dann heißt das nicht, dass du als Elternteil versagt hast.

Es heißt nur: Dein Kind denkt selbstständig.

Und genau das wolltest du doch eigentlich, oder?

3. Sie sollen alte Familientraditionen genauso weiterführen

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Jetzt wird’s emotional: Weihnachten, Ostern, der gemeinsame Sommerurlaub im alten Haus der Großeltern.

All das sind wertvolle Erinnerungen – aber eben auch: Erinnerungen. Nicht Gesetze.

Nur weil ihr früher immer alle an Heiligabend bei dir unterm Baum saßt, heißt das nicht, dass es ewig so bleiben muss.

Vielleicht will dein erwachsenes Kind dieses Jahr mit seiner Partnerin allein feiern. Oder bei deren Eltern. Oder gar nicht.

Und ja, das tut weh. Vor allem, wenn man sich das ganze Jahr auf genau diese Momente freut.

Aber Familien wachsen, verändern sich, bekommen neue Dynamiken. Das ist kein Angriff – das ist Leben.

Wer offen bleibt, kann sogar gemeinsam neue Traditionen entwickeln.

Und die alten nicht als „verloren“ sehen, sondern als schöne Kapitel in einem langen, bewegten Familienbuch.

4. Sie sollen immer Zeit für dich haben

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Dieser Punkt ist hart. Vor allem für Eltern, die selbst viel zurückgesteckt haben.

Aber die Wahrheit ist: Erwachsene Kinder sind nicht dein Zeitbudget, das du nach Belieben einplanen kannst.

Sie haben Jobs, Verpflichtungen, ihre eigene kleine Familie – und ja, manchmal auch einfach das Bedürfnis nach Ruhe.

Wenn du also jedes Wochenende anrufst mit: „Kommt ihr am Sonntag zum Kaffee?“ und jedes „Nein, leider nicht“ mit beleidigter Miene quittierst, wird das auf Dauer nicht mehr zu Nähe führen, sondern zu Rückzug.

Natürlich soll man Zeit miteinander verbringen. Aber nicht unter Druck.

Und nicht aus Pflichtgefühl. Sondern, weil beide Seiten es wollen.

Manchmal ist weniger Kontakt sogar besser für die Beziehung – einfach, weil er dann freiwillig ist.

5. Sie sollen dir „dankbar“ sein

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„Ich hab alles für dich getan und jetzt kommst du nicht mal vorbei, wenn ich dich brauche!“ – so oder so ähnlich klingen viele Sätze, wenn Eltern enttäuscht sind.

Aber hier ist ein harter, aber wichtiger Gedanke: Liebe ist keine Rechnung, die irgendwann beglichen werden muss.

Wenn du deine Kinder liebst, sie großgezogen, unterstützt, gefüttert, gewickelt, getröstet hast – dann war das deine Aufgabe als Eltern.

Keine Investition mit Rückgaberecht.

Natürlich ist es schön, wenn ein erwachsenes Kind sich erkenntlich zeigt, dich besucht, dir hilft, dir zuhört.

Aber es darf niemals zu einem Deal werden: „Ich hab dir damals geholfen, jetzt bist du dran.“ Dann wird aus Liebe Erpressung.

Und das ist das Gegenteil von einer gesunden Beziehung.

6. Sie sollen dich im Alter versorgen

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Der letzte Punkt ist besonders heikel. Viele Eltern setzen – oft unausgesprochen – darauf, dass ihre Kinder später mal „da sein“ werden.

Wenn die Rente nicht reicht, die Gesundheit nicht mehr mitspielt oder die Einsamkeit kommt.

Und ja, es ist schön, wenn Kinder ihre Eltern unterstützen. Wenn sie da sind. Helfen. Zuhören. Vielleicht sogar pflegen.

Aber es ist keine Selbstverständlichkeit.

Denn auch sie haben ihr Leben. Ihre Ressourcen. Ihre eigenen Kinder.

Und manchmal schlicht nicht die Kraft, zusätzlich Verantwortung zu übernehmen.

Sich darauf zu verlassen, dass das eigene Kind einen „später schon auffängt“, ist eine große Bürde, die kein Kind freiwillig tragen sollte.

Besser ist: Sich rechtzeitig absichern. Und, ganz wichtig: Offen reden. Wünsche äußern – aber kein schlechtes Gewissen machen.

Fazit

Natürlich wünschen sich Eltern Nähe. Natürlich will man dazugehören, gebraucht werden, nicht vergessen sein.

Aber das Beste, was du deinem erwachsenen Kind schenken kannst, ist die Freiheit, ganz es selbst zu sein – ohne Druck, ohne Erwartungen, ohne Groll.

Und vielleicht kommt es dann genau deswegen öfter vorbei. Nicht weil es muss. Sondern weil es will.

Also: Hör auf, dein Kind mit deinem Spiegelbild zu verwechseln.

Es ist kein Du in jünger. Es ist ein eigenständiger Mensch mit eigenen Fehlern, Träumen, Prioritäten. Und das ist verdammt nochmal gut so.

Wenn du das wirklich verinnerlichst, passiert etwas Wunderbares: Die Beziehung wird wieder echt.

Frei von alten Rollenbildern, von Schuldgefühlen, von unausgesprochenem Frust.

Dann seid ihr nicht mehr Eltern und Kind im alten Sinne – sondern zwei Erwachsene, die sich gegenseitig schätzen, respektieren und vielleicht sogar neu kennenlernen dürfen.

Und wenn das kein schönes Ende (und gleichzeitig ein neuer Anfang) ist – was dann?