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Diese eine Kindheitsangst verfolgt viele von uns noch heute – und raubt uns nachts den Schlaf

Diese eine Kindheitsangst verfolgt viele von uns noch heute – und raubt uns nachts den Schlaf

Man sagt oft, dass wir unsere Ängste mit dem Erwachsenwerden hinter uns lassen.

Dass wir irgendwann rational genug sind, um zu verstehen, dass da im Dunkeln kein Monster wartet, und dass wir keine Angst mehr vor Dingen haben müssen, die uns früher das Herz haben schneller schlagen lassen.

Doch die Wahrheit sieht oft anders aus.

Viele Erwachsene liegen nachts wach, ohne genau zu wissen, warum.

Manche fühlen sich unruhig, sobald die Lichter ausgehen, andere schlafen nur ein, wenn der Fernseher läuft.

Und einige empfinden immer noch dieses diffuse Unbehagen in der Dunkelheit – das gleiche Gefühl, das sie als Kind hatten, wenn sie dachten, unter dem Bett verstecke sich etwas.

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass genau diese Kindheitsangst – die Angst vor der Dunkelheit – bei vielen Menschen nie vollständig verschwindet.

Sie verwandelt sich nur. Was früher ein Monster im Schrank war, ist heute vielleicht ein unangenehmes Gefühl, eine Anspannung oder das Bedürfnis, ständig beschäftigt zu sein, um bloß nicht allein mit den eigenen Gedanken zu sein.

Doch warum begleitet uns diese Angst so lange? Und was verrät sie über unseren Umgang mit Unsicherheit, Kontrolle und Nähe zu uns selbst?

1. Die Angst vor Dunkelheit ist mehr als nur ein Kindheitsthema

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Kinder haben Angst vor der Dunkelheit, weil sie das Unbekannte nicht einschätzen können.

Wenn das Licht ausgeht, verlieren sie Orientierung, und ihr Verstand füllt die Leere mit allem, was er nicht versteht.

Erwachsene tun im Prinzip dasselbe – nur auf einer anderen Ebene.

Wenn du nachts wachliegst und dein Kopf sich mit Sorgen, alten Erinnerungen oder Fantasien füllt, ist das nichts anderes als die gleiche Angst, die du als Kind hattest.

Nur dass das „Monster“ jetzt andere Formen angenommen hat: Verantwortung, finanzielle Sorgen, Beziehungsprobleme oder Zukunftsängste.

Der Mechanismus bleibt derselbe. Unser Gehirn mag Dunkelheit nicht, weil es keine Kontrolle über das hat, was es nicht sehen kann.

Und genau so reagieren wir auf emotionale Dunkelheit – auf Ungewissheit, auf Stille, auf das, was sich nicht sofort lösen lässt.

Die Studie zeigt: Menschen, die als Kinder große Angst vor der Dunkelheit hatten, haben auch als Erwachsene häufiger Schlafprobleme oder nächtliche Unruhe.

Das bedeutet nicht, dass sie „schwächer“ sind – es zeigt, dass unser Nervensystem Erinnerungen speichert, auch wenn wir sie vergessen wollen.

2. Unser Gehirn verlernt Angst nicht einfach

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Angst ist eine Schutzfunktion, und unser Gehirn nimmt sie sehr ernst.

Wenn du als Kind gelernt hast, dass Dunkelheit mit Unsicherheit oder Gefahr verbunden ist, speichert dein Gehirn das als Warnsignal ab.

Und auch wenn du später weißt, dass es keinen Grund zur Sorge gibt, bleibt dieses Signal aktiv – besonders in Momenten, in denen du müde, gestresst oder emotional überfordert bist.

Das erklärt, warum viele Erwachsene abends unruhig werden, obwohl sie tagsüber rational denken.

Der Verstand weiß, dass nichts passiert, aber das Nervensystem reagiert trotzdem.

Es ist wie ein alter Alarm, der manchmal losgeht, obwohl es keine echte Bedrohung gibt.

Menschen mit einer ausgeprägten Verbindung zwischen Kindheitsangst und Schlafproblemen neigen auch dazu, abends stärker zu grübeln.

Der stille Moment vor dem Einschlafen wird dann zum Schauplatz innerer Gedanken, die sich verselbstständigen.

Das hat nichts mit fehlender Willenskraft zu tun, sondern mit Konditionierung, die tief im Körper verankert ist.

Klarheit über diese Verbindung ist der erste Schritt, sie zu lösen. Denn was wir verstehen, verliert langsam seine Macht.

3. Dunkelheit steht symbolisch für Kontrollverlust

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Viele Erwachsene, die unruhig schlafen, würden nie sagen, dass sie Angst vor der Dunkelheit haben.

Aber wenn man tiefer schaut, geht es gar nicht um das Fehlen von Licht – sondern um das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.

In der Dunkelheit kannst du nicht sehen, was um dich herum passiert. Du kannst nicht abschätzen, was als Nächstes kommt.

Diese Unsicherheit erzeugt ein unbewusstes Gefühl von Ausgeliefertsein. Und genau das erleben viele Menschen im übertragenen Sinne auch in ihrem Alltag.

Ob es um Veränderungen im Job, um Beziehungen oder um Gesundheit geht – wir alle erleben Situationen, in denen wir uns machtlos fühlen.

Nachts, wenn der Verstand keine Ablenkung mehr hat, kehren diese Gefühle zurück. Das Dunkel wird dann zur Projektionsfläche für innere Unruhe.

Die Angst ist also selten kindisch, sondern sehr menschlich.

Sie zeigt uns, dass wir noch immer lernen müssen, Unsicherheit auszuhalten, ohne sie sofort füllen zu wollen – mit Licht, Geräuschen oder Gedanken.

4. Warum manche Menschen sich im Dunkeln sicher fühlen – und andere nicht

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Die Studie macht deutlich: Nicht alle Menschen reagieren gleich.

Manche haben als Kinder ebenfalls Angst gehabt, aber sie konnten lernen, Dunkelheit mit Sicherheit zu verbinden – etwa durch eine beruhigende Stimme, durch Nähe oder durch Routine. Andere haben diese emotionale Unterstützung nie erlebt.

Wenn du als Kind im Dunkeln allein gelassen wurdest oder deine Angst nicht ernst genommen wurde, speichert dein Körper Dunkelheit als Gefahr.

Und auch wenn du heute erwachsen bist, reagiert dein Nervensystem noch immer nach demselben Muster.

Interessanterweise zeigt sich das nicht nur beim Einschlafen.

Menschen, die Dunkelheit als bedrohlich empfinden, haben oft auch Schwierigkeiten mit Alleinsein oder mit emotionaler Stille.

Sie neigen dazu, immer beschäftigt zu sein, um sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen.

Das bedeutet nicht, dass du etwas falsch machst – es bedeutet nur, dass dein System gelernt hat, auf Sicherheit zu verzichten.

Und das lässt sich verändern, sobald du erkennst, woher es kommt.

5. Wie man alte Ängste neu trainieren kann

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Das Gehirn kann alte Muster überschreiben – aber nur durch Erfahrung, nicht durch Logik.

Wenn du also nachts unruhig bist, hilft es wenig, dir einzureden, dass „nichts da ist“. Stattdessen musst du deinem Körper zeigen, dass Dunkelheit heute sicher ist.

Das gelingt, indem du langsam eine neue Verbindung aufbaust.

Zum Beispiel:

– Schlafe mit gedimmtem Licht und reduziere es nach und nach.

– Führe ein ruhiges Abendritual ein, bei dem du dich entspannst, bevor du das Licht ausschaltest.

– Wenn Gedanken kommen, versuche nicht, sie zu bekämpfen. Atme bewusst und spüre, dass du trotzdem sicher bist.

Je öfter dein Körper Dunkelheit mit Ruhe statt mit Gefahr erlebt, desto mehr verändert sich dein Nervensystem.

Das ist kein schneller Prozess, aber ein sehr nachhaltiger.

Viele Menschen bemerken nach einigen Wochen, dass sie weniger Anspannung spüren und leichter einschlafen.

Der Schlüssel liegt in Wiederholung und Geduld – nicht in Zwang.

6. Die psychologische Bedeutung: Dunkelheit als Spiegel des Inneren

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Wenn man über die Angst vor Dunkelheit spricht, spricht man letztlich über die Angst vor dem eigenen Inneren.

Dunkelheit steht für das, was wir nicht sehen oder kontrollieren können – für unbewusste Gedanken, verdrängte Gefühle, alte Erinnerungen.

Deshalb fällt es vielen schwer, nachts ruhig zu sein. Sobald es still wird, kommen die Dinge hoch, die tagsüber keinen Platz finden.

Die Dunkelheit zwingt uns, uns selbst zu begegnen.

Menschen, die gelernt haben, mit sich selbst in Frieden zu sein, empfinden Dunkelheit nicht mehr als Bedrohung, sondern als Ruhe.

Andere hingegen erleben sie als Überforderung.

Das erklärt, warum nächtliche Angst oft stärker wird, wenn man im Leben gerade durch schwierige Zeiten geht.

Dunkelheit ist also kein Feind, sondern ein Spiegel. Sie zeigt uns, wie es in uns aussieht.

Und wenn wir bereit sind hinzusehen, verliert sie ihre Macht.

Fazit: Die Angst vor Dunkelheit ist kein Kindheitsüberbleibsel, das man einfach „vergessen“ sollte

Sie ist ein Zeichen dafür, dass unser Körper und unser Geist miteinander verbunden sind – und dass alte Emotionen nicht einfach verschwinden, nur weil wir erwachsen werden.

Was wir als Kinder gefürchtet haben, taucht später oft in anderer Form wieder auf: als Stress, als Unruhe, als Schlaflosigkeit.

Die Dunkelheit erinnert uns daran, dass unser Inneres Aufmerksamkeit braucht.

Wer lernen will, ruhiger zu schlafen, sollte nicht nur auf äußere Lösungen setzen – wie Lichtquellen oder Ablenkung –, sondern auf innere Arbeit.

Akzeptiere die Angst, anstatt sie zu verdrängen. Spüre sie, ohne ihr Bedeutung zu geben. Gib deinem Körper neue Erfahrungen von Sicherheit.

Am Ende geht es nicht darum, keine Angst mehr zu haben, sondern sie zu verstehen.

Denn Klarheit beginnt genau dort, wo du dich traust, in das Dunkel zu schauen – und erkennst, dass es nie gegen dich war, sondern immer nur ein Teil von dir.