Man sollte meinen, die Zwanziger seien die leichten Jahre.
Die Zeit der Träume, der Selbstfindung, der Freiheit.
So viele Möglichkeiten, so wenig Verpflichtungen – oder?
Aber wenn du dich heute umschaust, wirst du etwas anderes sehen. Junge Menschen, die nicht schlafen können. Die innerlich unter Strom stehen, selbst wenn alles ruhig ist.
Die ständig das Gefühl haben, nicht genug zu sein.
Nicht schnell genug. Nicht produktiv genug. Nicht glücklich genug.
Sie wachen morgens auf – und sind schon erschöpft.
Sie scrollen durch soziale Medien – und fühlen sich kleiner.
Sie versuchen zu atmen – und merken, dass da eine Enge in der Brust ist, die nicht weggeht.
Es ist nicht „nur Stress“. Es ist nicht „nur eine Phase“.
Es ist eine ganze Generation, die gelernt hat, perfekt zu funktionieren – aber verlernt hat, wie sich echte Ruhe anfühlt.
Und sie fragt sich: „Was stimmt nicht mit mir? “ Dabei liegt die Antwort oft nicht in ihnen – sondern um sie herum.
1. Immer online, nie wirklich verbunden

Generation Z ist mit dem Internet aufgewachsen.
Mit ständiger Erreichbarkeit. Mit Stories, Likes, Followerzahlen.
Mit der Illusion, dass man immer in Kontakt ist – und trotzdem oft so unfassbar einsam bleibt.
Früher bedeutete Feierabend: Handy aus, Kopf frei.
Heute bedeutet Feierabend: Noch kurz durch Insta scrollen, Reels schauen, vergleichen, analysieren, zweifeln.
Und während man auf dem Sofa liegt, fühlt man sich manchmal schlechter als vorher. Weil alle anderen fitter, schöner, erfolgreicher wirken.
Diese Dauerverbindung frisst still Energie. Es gibt keinen echten Rückzug mehr. Keine echten Pausen.
Man ist körperlich da – aber geistig ständig auf Empfang.
Und das macht müde.
Nicht von außen sichtbar – aber innen fühlt es sich an wie ständiges Rauschen.
2. Die Angst, sich selbst zu verpassen

„Finde deine Leidenschaft.“
„Mach dein Hobby zum Beruf.“
„Reise, solange du jung bist.“
„Genieß dein Leben, bevor’s ernst wird.“
„Vergiss aber nicht, dich finanziell abzusichern.“
„Und bitte, sei mental stabil, sozial aktiv, politisch korrekt und körperlich gesund.“
Klingt wie Motivation?
Für viele junge Menschen klingt es wie eine Daueransage: „Du bist nicht genug.“
Gen Z lebt in einer Welt, in der sie alles haben könnte – aber alles gleichzeitig muss.
Und das erzeugt Druck. Nicht, weil sie faul sind. Sondern weil sie das Gefühl haben, dass ein einziger „Fehler“ sie auf Jahre zurückwerfen könnte.
Sie rennen – ohne genau zu wissen, wohin. Sie suchen – ohne genau zu wissen, was.
Und sie haben ständig Angst, dass sie etwas verpassen. Sich selbst. Ihr Leben. Ihre Chance.
3. Zwischen Erwartungen und Erschöpfung

Was viele nicht sehen: Diese Generation hat früh gelernt, sich anzupassen.
Corona hat ihre Jugendjahre geprägt – Unsicherheit, Isolation, Verlust von Normalität.
Dazu kommt eine Welt, die sich politisch, wirtschaftlich und klimatisch immer instabiler anfühlt.
Früher war das Ziel: einen sicheren Job finden. Heute ist das Ziel: Irgendwie stabil bleiben in einem System, das wackelt.
Viele junge Erwachsene stehen vor Lebensentscheidungen – aber mit wackelndem Boden.
Sie fühlen sich verantwortlich, obwohl sie sich selbst oft noch orientierungslos fühlen.
Sie wollen etwas verändern – aber kämpfen innerlich mit Angst, Depression, Erschöpfung.
Und weil sie gelernt haben, dass Schwäche „unprofessionell“ wirkt, lächeln sie weiter.
Posten schöne Bilder. Liken motivierende Sprüche. Und kämpfen nachts mit innerer Unruhe.
4. Therapie ist kein Tabu mehr – aber Hilfe suchen kostet trotzdem Mut

Ein großer Fortschritt: Gen Z spricht offener über mentale Gesundheit als frühere Generationen.
Viele wissen, was Panikattacken sind. Was Hochsensibilität bedeutet.
Was emotionale Überforderung mit einem machen kann.
Und trotzdem: Hilfe holen ist noch immer schwer.
Nicht, weil sie nicht wollen. Sondern weil das System oft überlastet ist. Wartezeiten für Therapieplätze sind lang.
Online-Angebote überfordernd. Und viele fühlen sich nicht ernst genommen.
Dazu kommt: Es fehlt oft die Sprache. Wie erklärt man jemandem, dass man innerlich zusammenfällt, obwohl äußerlich „alles okay“ ist?
Viele schlucken ihren Kloß im Hals runter, setzen ein Lächeln auf – und machen weiter.
Nicht, weil sie stark sind. Sondern weil sie keine Alternative sehen.
5. Was diese Generation braucht, ist kein Coaching – sondern Mitgefühl

Gen Z braucht nicht noch mehr Tipps, wie sie ihre Morgenroutine optimieren oder ihre Produktivität steigern.
Sie braucht das Gefühl, dass sie okay ist – auch wenn sie mal still ist. Auch wenn sie zweifelt. Auch wenn sie müde ist.
Sie braucht Räume, in denen sie sein darf – ohne sich zu rechtfertigen.
Sie braucht Menschen, die nicht immer „Was willst du später machen?“ fragen – sondern: „Wie fühlst du dich eigentlich gerade?“
Und vor allem braucht sie das Gefühl: „Du musst nicht alles schaffen. Du musst nur du sein. Und das reicht.“
Denn hinter all dem Druck steckt oft ein Wunsch: endlich atmen zu können, ohne Schuldgefühl. Einfach mal durchschnaufen.
Ohne sich zu fragen, ob man dadurch etwas verliert.
Fazit: Vielleicht ist Gen Z nicht zu schwach – sondern die erste Generation, die endlich fühlt, was lange weggedrückt wurde
Ja, sie zweifeln. Ja, sie kämpfen. Ja, sie brechen manchmal zusammen, obwohl sie jung sind.
Aber vielleicht liegt darin ihre größte Stärke: Dass sie sich trauen, das zu fühlen, was vorher generationslang verdrängt wurde.
Sie sind nicht kaputt. Sie sind wach.
Wach für Themen wie mentale Gesundheit, Grenzen, Selbstfürsorge, Ehrlichkeit.
Und vielleicht geht es gar nicht darum, dass sie lernen, „stärker“ zu werden.
Sondern dass wir alle lernen, ehrlicher zu leben.
Mit weniger Masken. Weniger Vergleichen. Weniger Selbstoptimierung.
Und mehr Menschlichkeit.
Wenn du zu dieser Generation gehörst: Du bist nicht falsch, weil du fühlst. Du bist nicht zu weich. Du bist nicht zu still.
Du bist vielleicht genau richtig – in einer Welt, die endlich lernen muss, langsamer zu atmen.
🫶 Und wenn du gerade nicht kannst – dann musst du auch nicht. Dein Wert hängt nicht davon ab, wie gut du funktionierst.