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Warum manche Menschen eine verdrehte Anziehung zu Serienkillern spüren

Warum manche Menschen eine verdrehte Anziehung zu Serienkillern spüren

Es klingt verrückt, fast schon unbegreiflich: Menschen, die sich von Serienkillern angezogen fühlen.

Egal ob Ted Bundy, Richard Ramirez oder andere berüchtigte Namen – es gibt tatsächlich Leute, die sie nicht nur faszinierend finden, sondern sogar schwärmen, als wären es Popstars.

Auf Social Media sieht man immer wieder Kommentare von Frauen, die diese Männer „attraktiv“ oder sogar „sexy“ nennen.

Außenstehende schütteln da nur den Kopf und fragen sich: Wie bitte kann man sich zu jemandem hingezogen fühlen, der schlimme Verbrechen begangen hat?

So absurd es klingt – hinter diesem Phänomen steckt mehr als bloße Sensationslust.

Psychologen, Kriminologen und Therapeuten haben sich schon lange mit genau dieser Frage beschäftigt. Und die Antworten liegen oft in einer Mischung aus Psychologie, Biologie, Kultur und persönlichen Erfahrungen. Lass uns das Schritt für Schritt auseinandernehmen.

Die Rolle von Charme und Manipulation

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Viele bekannte Serienmörder waren nicht die dunklen, gruseligen Gestalten, die man sich aus Horrorfilmen vorstellt.

Im Gegenteil: Ted Bundy war das Paradebeispiel für jemanden, der „normal“ wirkte, gepflegt aussah und es verstand, Menschen mit seinem Lächeln und seiner Art einzuwickeln.

Er konnte freundlich auftreten, hilfsbereit wirken und gleichzeitig seine dunkle Seite geschickt verbergen.

Genau diese Fähigkeit macht ihn für manche Menschen auf den ersten Blick interessant. Charme erzeugt ein Hochgefühl – ähnlich wie ein kleiner Rausch.

Wer jemandem begegnet, der so intensiv Aufmerksamkeit schenkt, sich selbstsicher verhält und gleichzeitig ein gewisses Geheimnis ausstrahlt, fühlt sich schnell magisch angezogen.

Das Problem: Hinter diesem „Zauber“ steckt pure Manipulation. Serienmörder wissen oft ganz genau, wie sie ihre Wirkung auf andere nutzen können.

Sie setzen gezielt auf Vertrauen, Komplimente und Körpersprache. Für Menschen, die vielleicht ohnehin empfänglich für starke Persönlichkeiten sind, wirkt das fast wie ein Magnet.

Macht, Gefahr und das Unterbewusstsein

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Es gibt noch eine andere Ebene, die man nicht unterschätzen darf: das Gefühl von Macht. Serienkiller üben in ihrer Brutalität eine Form von Kontrolle aus, die für die meisten unvorstellbar ist.

Und paradoxerweise kann genau diese Macht für manche Menschen eine Art Anziehung erzeugen.

Psychologen erklären das mit einem uralten Mechanismus: In früheren Zeiten war Stärke überlebenswichtig. Wer in einer gefährlichen Welt bestehen konnte, galt automatisch als attraktiver Partner, weil er Schutz versprach.

Heute brauchen wir dieses Muster eigentlich nicht mehr, aber Teile unseres Gehirns ticken immer noch nach diesen alten Regeln. Ein gewalttätiger Mann wird – ganz tief im Unterbewusstsein – mit Stärke, Überlebensfähigkeit und Durchsetzungsvermögen verknüpft.

Natürlich heißt das nicht, dass alle Menschen so empfinden.

Aber für einige kann diese unbewusste Verbindung der Grund sein, warum ausgerechnet Serienmörder so eine bizarre Faszination auslösen.

Das „Ich kann ihn ändern“-Syndrom

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Ein weiterer Punkt ist die Vorstellung, den „gefährlichen Mann“ zähmen zu können. Viele Frauen sind mit Geschichten aufgewachsen, in denen die Liebe einer Frau einen schwierigen Mann gerettet oder verändert hat.

Ob in Märchen, Filmen oder Serien – die Idee zieht sich durch unsere Kultur.

Bei Serienkillern kann sich dieses Muster verstärken: „Wenn er mit mir zusammen wäre, wäre er vielleicht anders. Ich könnte ihn beruhigen, heilen oder ihm zeigen, was wahre Liebe bedeutet.“

Das klingt naiv, ist aber für manche eine echte Fantasie. Gerade wenn bekannt wird, dass ein Täter eine schwere Kindheit hatte oder Missbrauch erlebt hat, springt das Helfersyndrom an.

Statt das Monster zu sehen, sehen sie den verletzten Jungen, den sie beschützen wollen.

Für Frauen mit starkem Bedürfnis nach Fürsorge oder nach Bestätigung kann diese Vorstellung besonders anziehend sein – auch wenn sie im echten Leben gefährlich wäre.

Warum Schönheit und Attraktivität so täuschen können

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Ein weiterer Faktor ist unser kulturelles Denken: Wir neigen dazu, Schönheit mit Gutsein gleichzusetzen. Attraktive Menschen wirken auf uns automatisch sympathischer und vertrauenswürdiger.

Es ist, als würde unser Gehirn eine Abkürzung nehmen: „Sieht gut aus, also wird er schon okay sein.“

Im Fall von Ted Bundy war das deutlich zu sehen. Viele Frauen, die seinen Prozess besuchten, sagten, sie könnten sich einfach nicht vorstellen, dass „so ein gutaussehender Mann“ zu solchen Taten fähig sei.

Genau das macht die Sache so gefährlich. Sein Aussehen und seine Ausstrahlung standen in krassem Widerspruch zu seinen Taten, und diese Diskrepanz brachte Menschen dazu, ihre eigene Wahrnehmung zu verleugnen.

Das zeigt, wie stark uns gesellschaftliche Konditionierung beeinflusst: Wir lernen früh, dass „schöne Dinge gut sind“ und „hässliche Dinge böse“. Serienkiller wie Bundy nutzen genau das aus.

Sicherheit hinter Gittern

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Ein besonders interessanter Aspekt ist, dass viele Frauen Serienmördern im Gefängnis schreiben oder sogar Beziehungen zu ihnen eingehen. Klingt paradox, hat aber eine logische Erklärung: Hinter Gittern wirken diese Männer „sicher“.

Sie können physisch nichts mehr tun, sie können nicht fremdgehen, sie können keine Gewalt ausüben.

Für Frauen, die vielleicht selbst traumatische Erfahrungen mit Männern gemacht haben, entsteht so ein merkwürdiges Sicherheitsgefühl.

Sie haben die Aufmerksamkeit eines „starken Mannes“, ohne real von ihm bedroht zu sein. Es ist eine Art Illusion von Nähe, bei der die Kontrolle auf ihrer Seite bleibt.

Manche fühlen sich dadurch sogar besonders – nach dem Motto: „Er schreibt nur mir, ich bin die Einzige, die ihn versteht.“ Das verstärkt das Gefühl, etwas Einzigartiges und Besonderes zu haben.

Die Rolle von Ruhm und Berühmtheit

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Nicht zu vergessen: Serienkiller werden oft unfreiwillig zu „Berühmtheiten“. Dokumentationen, Filme, Serien und Bücher sorgen dafür, dass ihre Gesichter und Geschichten in der Öffentlichkeit präsent bleiben.

Manche Menschen fühlen sich ganz einfach vom Glamour des „Berühmten“ angezogen – egal ob es sich um einen Rockstar, einen Schauspieler oder eben einen berüchtigten Verbrecher handelt.

Dieses Phänomen nennt man auch „Notoriety Factor“ – die bloße Tatsache, dass jemand berühmt ist, reicht schon aus, um Aufmerksamkeit und Anziehung zu erzeugen.

Für manche ist es eine Flucht aus dem grauen Alltag: Sie haben plötzlich Kontakt zu jemandem, über den die ganze Welt spricht.

Die Psychologie hinter Hybristophilie

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Der Fachbegriff für diese verdrehte Form der Anziehung lautet Hybristophilie. Er beschreibt das sexuelle oder emotionale Interesse an Menschen, die schwere Verbrechen begangen haben.

Es ist zwar selten, aber bekannt genug, dass Psychologen es seit Jahren erforschen.

Hybristophilie kann unterschiedliche Gründe haben: von unterdrückten eigenen Aggressionen, über das Bedürfnis nach Abenteuer, bis hin zu einem tiefen Wunsch nach Kontrolle über jemanden, der sonst als „unkontrollierbar“ gilt.

Oft hängt es aber auch mit persönlichen Erfahrungen, Bindungsmustern oder traumatischen Hintergründen der Betroffenen zusammen.

Es wäre also zu einfach zu sagen: „Die sind einfach verrückt.“ Vielmehr ist es ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren, die zusammen diese seltsame Anziehung entstehen lassen.

Warum es wichtig ist, das zu verstehen

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Natürlich heißt das alles nicht, dass man Serienkiller irgendwie romantisieren sollte. Es geht nicht darum, ihre Taten kleinzureden oder sie in ein anderes Licht zu stellen.

Aber das Phänomen zu verstehen hilft, besser einordnen zu können, warum es überhaupt passiert.

Denn letztlich zeigt es, wie leicht unser Denken durch Aussehen, Charme, gesellschaftliche Muster und unbewusste Mechanismen beeinflusst werden kann.

Es zeigt auch, wie sehr persönliche Erfahrungen eine Rolle spielen können, wenn Menschen Anziehung empfinden, die objektiv gesehen gefährlich und absurd ist.

Das Bewusstsein darüber kann helfen, sich selbst und andere besser zu verstehen – und vielleicht auch klarer Grenzen zu ziehen, wenn man merkt, dass man von „gefährlichen Typen“ in irgendeiner Form angezogen wird.

Fazit

Die Faszination für Serienkiller ist ein dunkles, aber gleichzeitig extrem spannendes Thema.

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein völlig absurdes Verhalten – doch wenn man tiefer eintaucht, erkennt man, dass es mit uralten Instinkten, gesellschaftlichen Prägungen und individuellen Erfahrungen zusammenhängt.

Ob es der Charme ist, die Macht, die Illusion von Sicherheit hinter Gittern oder der Wunsch, jemanden „retten“ zu können – all das trägt dazu bei, dass manche Menschen eine verdrehte Form der Anziehung entwickeln.

Am Ende ist es wichtig, sich bewusst zu machen: Ja, auch gutaussehende, charmante Menschen können schlimme Dinge tun. Schönheit schützt nicht vor Brutalität.

Und wer merkt, dass er selbst in diese Denkmuster rutscht, sollte einen Schritt zurückgehen und sich fragen, woher dieses Gefühl wirklich kommt.

Denn echte Liebe, Nähe und Sicherheit findet man nicht bei jemandem, der andere zerstört hat – sondern bei Menschen, die es ehrlich gut mit einem meinen.