Hast du dich jemals dabei ertappt, dass du jemanden attraktiv findest, obwohl du in einer festen Beziehung bist? Vielleicht hast du dich sogar gefragt, ob das ein schlechtes Zeichen für deine Partnerschaft ist.
Keine Sorge, solche Gedanken sind völlig normal und nichts, wofür man sich schämen sollte.
Warum finden wir andere Menschen attraktiv?
Es ist menschlich, andere Menschen attraktiv zu finden. Dies hat oft nichts damit zu tun, dass mit deiner Beziehung etwas nicht stimmt. Studien zeigen, dass Menschen jeden Geschlechts und jeder sexuellen Orientierung diese Empfindungen erleben.
Es ist ein natürlicher Teil unseres sozialen Verhaltens und bedeutet nicht automatisch, dass man unglücklich in der eigenen Beziehung ist. Attraktivität ist ein komplexes Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren.
Unser Gehirn reagiert auf visuelle Reize und wir fühlen uns oft zu Menschen hingezogen, die bestimmte Eigenschaften aufweisen, wie Symmetrie im Gesicht, bestimmte Körperformen oder sogar bestimmte Persönlichkeitsmerkmale.
Wann wird es problematisch?
Schwärmereien können harmlos sein, solange sie in der Fantasie bleiben. Sie können sogar das eigene Sexleben bereichern, indem sie Fantasien anregen und die sexuelle Spannung erhöhen. Problematisch wird es erst, wenn echte Gefühle für die „attraktive Alternative“ entstehen und man ernsthaft darüber nachdenkt, den eigenen Partner zu verlassen.
Solche Gedanken kommen oft in schwierigen Zeiten auf, wenn man mit der Beziehung unzufrieden ist.
Beispiel 1:
Anna ist seit fünf Jahren mit Max zusammen. Sie liebt ihn sehr, aber als sie ihren neuen Kollegen Jonas kennenlernt, fühlt sie sich sofort zu ihm hingezogen.
Sie genießt die Flirts, aber sie weiß, dass sie Max nicht verlassen will. Am Ende entscheidet sie sich, diese Gefühle als harmlos zu betrachten und fokussiert sich darauf, ihre Beziehung zu Max zu stärken.
Beispiel 2:
Peter ist seit zehn Jahren mit Claudia verheiratet. In letzter Zeit fühlt er sich von einer Freundin aus dem Fitnessstudio angezogen. Er beginnt, seine Beziehung zu Claudia zu hinterfragen.
Nach vielen Gesprächen mit Claudia erkennt er, dass er unzufrieden ist, weil sie zu wenig Zeit miteinander verbringen. Sie entscheiden sich, mehr gemeinsame Aktivitäten zu planen, um ihre Bindung zu stärken.
Wie geht man damit um?
Der Schlüssel ist Kommunikation. Sprich offen mit deinem Partner über deine Gefühle und Gedanken. Das kann Missverständnisse klären und die Bindung stärken. Es ist auch wichtig, sich selbst zu reflektieren und zu überlegen, warum man andere attraktiv findet und wie man diese Empfindungen in die Beziehung integrieren kann, ohne sie zu gefährden.
Hier sind einige Strategien, wie du damit umgehen kannst:
Selbstreflexion:
Nimm dir Zeit, um über deine Gefühle nachzudenken. Frage dich, warum du dich zu jemand anderem hingezogen fühlst. Ist es nur eine körperliche Anziehung oder gibt es tiefere emotionale Gründe?
Offene Kommunikation:
Teile deine Gedanken mit deinem Partner. Ehrliche Gespräche können helfen, Missverständnisse zu vermeiden und eure Beziehung zu stärken. Es ist wichtig, dass beide Partner ihre Gefühle und Bedürfnisse äußern können.
Gemeinsame Zeit:
Investiere Zeit in eure Beziehung. Unternehmt gemeinsame Aktivitäten und schafft neue Erinnerungen. Dies kann helfen, die Bindung zu stärken und die Zufriedenheit in der Beziehung zu erhöhen.
Grenzen setzen:
Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen. Wenn du merkst, dass deine Gefühle für jemand anderen stärker werden, distanziere dich bewusst von dieser Person. Respektiere deine Beziehung und zeige deinem Partner, dass er oder sie Priorität hat.
Wenn du merkst, dass du alleine nicht weiterkommst, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein Paartherapeut kann helfen, die Situation zu analysieren und Lösungen zu finden.
Beispiele
1. Laura und Tom:
Laura war schon seit einigen Jahren mit Tom zusammen, als sie sich plötzlich zu ihrem Arbeitskollegen hingezogen fühlte. Anstatt diese Gefühle zu unterdrücken, sprach sie mit Tom darüber. Gemeinsam beschlossen sie, mehr Zeit miteinander zu verbringen und an ihrer Beziehung zu arbeiten. Heute sind sie stärker als je zuvor.
2. Jonas und Mia:
Jonas fühlte sich zu einer Freundin aus dem Freundeskreis hingezogen. Er wusste, dass er Mia liebte, aber die Anziehung war stark. Er entschied sich, den Kontakt zu der Freundin zu reduzieren und stattdessen mehr Zeit und Energie in seine Beziehung zu Mia zu investieren. Durch offene Gespräche und gemeinsame Aktivitäten konnte er seine Beziehung retten.
Andere Menschen attraktiv zu finden, ist ein natürlicher Teil des Menschseins und kein Grund zur Sorge. Solange diese Gedanken nicht deine verhaltene Beziehung negativ beeinflussen, besteht kein Grund zur Panik.
Kommunikation und Selbstreflexion sind hier die besten Werkzeuge, um mit diesen Gefühlen umzugehen und die eigene Beziehung zu stärken. Die Kunst liegt darin, diese natürlichen Empfindungen in den Kontext deiner Beziehung zu integrieren und daraus positive Impulse zu ziehen.
Was sagt die Wissehsncaft?
Um das Thema weiter zu vertiefen, ist es hilfreich, einige psychologische Perspektiven und Studien zu betrachten. Eine Studie der University of California zeigt, dass das Gehirn bei Verliebtheit ähnliche Areale aktiviert wie bei der Sucht.
Das erklärt, warum wir manchmal von bestimmten Menschen fasziniert sind.
Eine andere Untersuchung der Universität von Montreal fand heraus, dass Menschen, die in glücklichen Beziehungen sind, dennoch Fantasien über andere haben können, ohne dass dies die Beziehung negativ beeinflusst.
Psychologen wie Esther Perel argumentieren, dass das Gefühl der Anziehung zu anderen ein Signal für Bedürfnisse sein kann, die in der aktuellen Beziehung vielleicht nicht vollständig erfüllt werden.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Beziehung schlecht ist, sondern dass es Raum für Wachstum und Verbesserung gibt. Offene Gespräche über Wünsche und Bedürfnisse können hier Wunder wirken.
Was tun, wenn man sich in jemand anderen verliebt?
Manchmal kann es passieren, dass die Anziehung zu jemand anderem über eine einfache Schwärmerei hinausgeht und echte Gefühle entstehen. In solchen Fällen ist es wichtig, sich der Konsequenzen bewusst zu sein und verantwortungsvoll zu handeln.
Hier sind einige Schritte, die du in Betracht ziehen kannst:
Gefühle anerkennen: Verdränge deine Gefühle nicht, sondern erkenne sie an. Dies ist der erste Schritt, um Klarheit über deine Situation zu bekommen.
Beziehung evaluieren: Überlege dir, was in deiner aktuellen Beziehung fehlt und ob diese Lücken gefüllt werden können. Manchmal sind es ungelöste Konflikte oder unerfüllte Bedürfnisse, die zur Anziehung zu einer anderen Person führen.
Offene Kommunikation: Sprich mit deinem Partner über deine Gefühle und deine Bedenken. Ehrlichkeit ist in solchen Situationen entscheidend, auch wenn es schwierig ist.
Entscheidungen treffen: Überlege dir, welche Schritte du unternehmen möchtest. Möchtest du an deiner aktuellen Beziehung arbeiten oder denkst du über eine Trennung nach, um neuen Gefühlen nachzugehen?
Professionelle Unterstützung: Ein Paartherapeut oder Berater kann dir helfen, deine Gefühle zu sortieren und eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Praktische Tipps für den Alltag
Neben den oben genannten Strategien gibt es noch weitere praktische Tipps, um mit der Anziehung zu anderen umzugehen:
Achtsamkeit üben: Sei dir deiner Gefühle bewusst, ohne sofort darauf zu reagieren. Achtsamkeit kann helfen, impulsive Entscheidungen zu vermeiden.
Selbstfürsorge betreiben: Pflege deine eigenen Interessen und Hobbys. Ein ausgeglichenes Leben kann die Zufriedenheit in der Beziehung erhöhen.
Gemeinsame Ziele setzen: Arbeitet zusammen an langfristigen Zielen. Dies stärkt die Partnerschaft und schafft eine gemeinsame Vision für die Zukunft.
Insgesamt ist es wichtig zu erkennen, dass das Finden anderer Menschen attraktiv ein natürlicher und normaler Teil des Menschseins ist. Es erfordert Achtsamkeit, Kommunikation und gelegentlich professionelle Unterstützung, um diese Gefühle in den Kontext einer liebevollen und respektvollen Beziehung zu integrieren.
Mit der richtigen Herangehensweise können solche Empfindungen sogar dazu beitragen, die eigene Beziehung zu vertiefen.
